„Stiftel mal die Hölzl an!“ Richard Betz – alias Zimmermeister Paul Ballmer – stellte sich in stilechter Handwerksburschen-Montur einem zunächst skeptischen Publikum mit der Frage, was das heißen soll. Alle Werken-Schülerinnen/Schüler der Staatlichen Realschule Schöllnach waren mit ihren Werklehrerinnen und -lehrern in der Aula versammelt und hörten gebannt den Erläuterungen zu, wie ein studierter Architekt dazu kam, als Zimmerer zu arbeiten. In seinem Stück geht es um die Kunstfigur Paul Ballmer, der Bewerbungsunterlagen erhält und dabei einen Brief seiner Tochter Lisa findet, die sich an ihn wendet, weil sie ihn noch nie kennenlernen durfte. Ballmer arbeitete nach seinem Mathematik- und Wirtschaftsstudium als profitgieriger, skrupelloser Investmentbanker, der auch vor Betrug und Körperverletzung nicht zurückschreckte und dafür ins Gefängnis musste. Seine Frau Anna, eine Schneiderin, hielt seinen Höhenflug damals nicht aus und hat ihn verlassen, als sie schwanger wurde. Nach seinem Knastaufenthalt besinnt er sich auf seine handwerklichen Fähigkeiten zurück und wird Zimmerer, hier lernt er dann auch seine Tochter kennen, als sie ihm einen Brief schreibt. Die leise Erzählung der Lebensgeschichte geht unter die Haut, die andere Ebene des Stückes ist laut: Der echte Handwerker agiert nebenbei gekonnt mit Elektrosäge und Megabohrer vor seinem Publikum und bearbeitet Holzstücke so, dass er daraus während seines Vortrags eine Brücke nach Leonardo da Vincis Vorlagen bauen kann, über die sogar am Ende der Aufführung ein Schüler läuft. Mit dem Ausspruch „Finde dich heraus und du erfindest dich selbst“ möchte Betz den Schülerinnen und Schülern auf den Weg geben, dass verschiedene Praktika und Ferienjobs helfen, sich im Berufsdschungel zurecht zu finden. Wir wünschen allen viel Erfolg dabei!

S. Hois, StRin (RS)

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